Thir-Aslan in den Südlanden im Herbst des Jahres 103 A.H.

Liebste Eltern!

Schwer trägt mein Herz, denn ich habe die traurige Pflicht Euch zu schreiben das Euer Sohn und mein Bruder Ruaraidh zu den Ahnen gegangen ist. Und wie mir Murty, einer der verbannten McQuays und eben jener der vor vielen Jahren aus unserem Dorf verschwand, berichtete, hätte Roddys Tod verhindert werden können. Nur einen Klafter von den Händen einer Heilerin entfernt starb er einen qualvollen Tod. Aber sorgt Euch nicht, den kurz bevor ich diese Zeilen schrieb bekam ich eine gute Nachricht zu der ich später mehr niederschreiben werde. Wie Ihr, Vater, es mir aufgetragen hattet, machte ich mich auf den Weg um Roddy das alte Familienschwert zu überbringen. Doch wie sollte ich in die Südlande gelangen in denen er sich laut seines letzten Briefs aufhalten sollte. Aber dank einiger Beziehungen konnte ich auf der „Fury“, einem Freibeuterschiff unter der Flagge Crydees anheuern, das vor den Gestaden der Südlande auf Beutefahrt gehen sollte. Zu meinem Glück war der Kapitän ein Hadati vom Clan der McRaes, der aber schnell merkte das meine Erfahrungen in der Seefahrt sehr gering waren. Doch dank meiner Kenntnisse der Kochkunst die ich von Mutter gelernt hatte wurde ich zum Hilfssmutje ernannt. Und so war ich zusammen mit dem Smut Ho, einer seltsamen Gestallt mit Schlitzaugen aus dem Fern im Osten gelegenen Si-Am, für die Verpflegung der Besatzung verantwortlich.

Dank günstiger Winde waren wir nur vier Wochen später in den Gewässern der Südlande und bis auf ein Gefecht mit Piraten verlief die Fahrt ereignislos. Und so verließ ich die „Fury“ an der Küste Erathias, einem Inselkönigreich im Osten des Kontinents, um mich auf die Suche nach den „verbannten McQuay“ zu machen. Mein erster Weg führte mich direkt in die Hauptstadt Dragonsflame-Stadt. Denn sollte jemand wissen wo sie sich befanden, dann sicher dort. Aber die Ernüchterung folgte schnell. Zwar kannte man die McQuays, aber laut der Aussage eines hohen Beamten waren sie Teil eines Expeditionscorps das Verschollen sei. Es gäbe zwar Gerüchte das das Corps im Norden der Mittellande gestrandet sei, aber bestätigen wollte dies Keiner. Nun war guter Rat teuer!. Sollten die McQuays wirklich dorthin gelangt sein, so war ich ihnen Ferner den je zuvor.

Da ich hier nichts mehr tun konnte entschloss ich, mich auf das Festland zu begeben um dort meine Suche fortzusetzen. Inständig hoffte ich das die Ahnen mir den Weg weisen würden. Viele Wochen reiste ich über den Kontinent ohne jedoch nur eine Spur der McQuays zu finden. Und noch ein anderes Problem plagte mich, denn langsam gingen meine Geldreserven dem Ende entgegen. Zwar hatte ich mich auf der Reise als Karawaneneskorte, Handlanger und Tavernenkoch verdingt, aber die Bezahlung war in den meisten Fällen doch sehr gering. Schließlich ereichte ich das Land Thir-Aslan und dort sollte mir das Glück hold sein.

Wie ich von einem ortsansässigen Priester erfuhr würde in wenigen Tagen im gesamten Land das „Fest des Roux“ gefeiert. So auch in einem kleinen Marktflecken nur wenige Tagesreisen entfernt. Da solch eine Festivität immer gut dazu war um etwas Geld zu verdienen, stand mein Entschluss, mich dort einzufinden, schnell fest. Ich war nur noch eine Tagesreise vom Ort der Feier entfernt, als meine Suche endlich ein Ende fand.

Vor mir auf der Straße ging eine junge Frau mit Packpferd und neben ihr ein Kiltträger der die Farben der McQuays und das berühmte blaue Barett trug. Ich trat neben ihn und klopfte ihm freundlich auf die Schulter, doch als er sich zu mir Umdrehte, schien es als hätte er einen Geist gesehen. Ich stellte mich vor und sagte ihm das ich auf der Suche nach meinen Bruder Roddy sei. Schlagartig verwandelte sich sein überraschtes Gesicht zu einer ernsten Miene. Mit bebender Stimme sagte er mir das Ruaraidh im fernen Lande Jarl von Grindeln getötet wurde und das er noch leben würde „hätte eine dumme Fee nur einfach ihren dicken Arsch bewegt“. Ich stand wie vom Blitz getroffen vor ihm! Zwar hatte ich Roddy schon seit Jahren nicht gesehen, aber die Nachricht von seinem Tod ging mir durch Mark und Bein. Erst später klärte mich Murty, so der Name des Clansman und wie schon erwähnt eben jener McQuay der als kleiner Junge aus unserem Dorf verschwunden war, darüber auf warum er so überrascht war als er mich sah. Denn anscheinend sehe ich Roddy so ähnlich das er meinte, er würde vor ihm stehen.

Nachdem ich die Neuigkeiten einigermaßen verarbeitet hatte, stellte mich Murty seiner Begleiterin, besser gesagt seiner Brötchengeberin vor. Ihr Name war Kalimar. Sie war Masseuse und hatte ihn als Leibwache und Koch angeheuert. Und da zwei Mann besser bewachen und kochen, nahm sie mich ebenfalls in Lohn. Die Beiden waren ebenfalls zum lokalen Fest des Roux unterwegs, da Kalimar hoffte mit ihren Diensten dort ein gutes Geschäft zu machen. So setzten wir gemeinsam unseren Weg fort.

An späten Nachmittag des nächsten Tages erreichten wir den Marktflecken und schnell waren unsere Zelte aufgebaut. Doch Murty hielt noch eine Aufgabe für mich bereit. Nachdem ich etwas mit meinen Kochkünsten geprahlt hatte, meinte er ich soll dies auch Beweisen und ein Mahl zubereiten. Zum Glück hatte ich noch ein paar exotische Zutaten von Ho aus dem fernen Si-Am in meinem Rucksack und so entschloss ich mich eine Reispfanne nach seinem Rezept zu kredenzen. Als ich die Zubereitung des Essens vorbereitete, trat ein Reisender an unser Lager. Es war Eirik, ein Heilkundiger den Murty von seinen Reisen kannte. Da er kein Nachtlager hatte, boten wir ihm einen Platz in unserem Zelt an. Und er sollte nicht der Letzte sein dem die McQuays Unterkunft gewährten. Ich saß gerade am Feuer und vor mir brutzelte fröhlich das Essen als ein weiterer Reisender, angelockt vom Duft der Speisen, an unser Lager kam. Er stellte sich als Hans der Barde vor und bot an für ein kleines Mahl einige Lieder zum Besten zu bringen. Doch auch er hatte keinen Ruheplatz für die Nacht und so genoss er ebenfalls die Gastfreundschaft der McQuays. Jedenfalls hatte ich Murtys Prüfung bestanden, den als er den zweiten Nachschlag holte war mir klar das ihm das Essen mundete. Und auch von den anderen Mitessern bekam ich großes Lob zugesprochen. So saßen wir bis weit in die Nacht am Feuer und leerten die eine oder andere Flasche Fion.

Am nächsten Tag begannen dann die Festivitäten zu Ehren des Roux. So gab es Wettkämpfe in den verschiedensten Waffenarten wie Bogenschießen und mit diversen Handwaffen. Aber auch die musischen Künste wurden nicht vergessen und so fand auch ein Turnier für Barden statt. Murty und ich waren uns einig das diese Turniere ohne uns stattfinden würden und wir lieber unsere Kochkünste verfeinern wollten. Zuallererst bereitete ich erst einmal ein schmackhaftes Frühstück, ein Omelett gefüllt mit exotischen Gemüse, und dazu einen kräftigen Sud aus gerösteten Schwarzbohnen. Derart frisch gestärkt machten wir uns erst mal daran unsere Nachbarn kennen zulernen. So hatte rechts von uns ein Graf mit seinem Gefolge sein Lager errichtet.

Und wie erwartet ergab sich hier die Möglichkeit etwas Geld zu verdingen, denn er suchte Jemanden der seiner Alchemistin in den Wald bei der Kräutersuche denn Rücken freihalten sollte. So machten wir uns nach dem Frühstück, begleitet von Eirik, auf den Weg. Zwar hatte ich ein paar Bedenken, aber der Wald war fast schon zu ruhig. Doch leider auch ziemlich Leer, denn die Beiden fanden kaum Kräuter und Ingredienzien für ihre Tränke. Ziemlich missmutig machte wir uns auf den Rückweg. Doch wieder im Lager gab es einen kleinen Lichtblick. Denn Murty hatte die Zeit genutzt um seinen Snaak vorzubereiten. Es gab Putenspießchen mit in Speck eingerollten Backpflaumen, die wirklich den Gaumen erfreuten. Zwischenzeitlich hatten auch die Turniere begonnen und unser Graf machte dabei eine ziemlich gute Figur. Ich jedoch entschloss mich erst mal einen Teil meiner Bezahlung von Kalimar einzulösen und erhielt eine sehr angenehme Massage. Der restliche Tag verlief äußerst ruhig. Die Wettkämpfe verliefen sehr fair und es waren einige spannende Kämpfe zu sehen. Zudem machten wir noch die Bekanntschaft einiger Reisender, so auch die des Dekan, dessen richtigen Namen ich bis heute nicht erfahren habe, und seiner Novizin die von uns den netten Namen Söckchen erhielt. Sie war zwar zum Anfang etwas schüchtern was sich aber sehr schnell legte. Murty und ich genossen das herrliche Wetter und nachdem ich noch einen kleinen Snaak aus gebratenem in Knoblauchmilch eingelegten Schweinefleisch aufgetischt hatte ließen wir uns die Sonne auf die vollen Bäuche scheinen. Und auch Kalimar war zufrieden, denn sie konnte ihre ersten Kunden begrüßen.

Doch leider sollte es nicht so friedlich bleiben. Den Anfang machte eine kleine Elfe die mit aufgeschnittenen Unterarmen im Wald gefunden wurde. Doch die Suche einer kleinen Truppe nach dem Übeltäter blieb erfolglos. Und dann war da noch die Baroness dieser Gemarkung die nach einigen Schranzenanfälle so schnell wieder verschwand wie sie gekommen war. Aber dies sollte erst der Anfang der Probleme sein. So geschah es kurz nachdem die Sonne untergegangen war das der Magus des Grafen bei irgendeinem seltsamen magischen Ritual verschwand. Kurze Zeit später tauchte er, übersäht mit üblen Wunden, wieder auf und stammelte etwas von Dämonen mit Peitschen und Sklaven. Vetter Murty beruhigte mich erst mal und meinte das wäre nicht das erste Mal das Fuchtler so einen Unsinn reden würde wenn sie wieder Mal gepfuscht hätte.

Aber dann geschah etwas Unglaubliches, Kalimar war verschwunden. Und schlagartig waren die McQuays in Kampfbereitschaft. Kreisten schon Gerüchte und Erzählungen unter den Reisenden, wir würden nur Fressen und Saufen, lediglich unterbrochen vom Kochen, so waren sie doch sehr überrascht als Murty und ich unerwartet für einigen Wirbel im Lager sorgten. Während ich das Lager nach Kalimar absuchte, nahm sich Murty einen der ansässigen Roux-Priester zu Brust und machte ihn anständig zur Sau. Aber all dies half nichts, Kalimar blieb verschwunden. So kehrten wir zu unserem Lagerplatz zurück, hoffend das ihr nichts Schlimmeres geschah und sie bald wieder unter uns sein würde. Die Zeit verlief quälend langsam und zu allen Ungemach hieß es das ein Meuchelmörder im Lager sein Unwesen trieb. Erst später stellte sich heraus das es nicht nur Einer war, sondern eine Ganze Horde von Schattenwesen im Lager ihr tödliches Spiel trieben. Verzweifelt versuchten die Priester des Roux diesem Einhalt zu gebieten. Sie faselten etwas davon das dies Alles vom Gegenspieler ihres Gottes eingefädelt sei und man nur durch ausgelassenes Feiern ihre Gottheit stärken würde. Dazu sollten sich alle in der Taverne einfinden. Die McQuays und einige Andere entschlossen sich jedoch an unserem Lager zu bleiben, den die Taverne erschien uns eher wie eine Falle. Und wir sollten Recht behalten, den noch weitere Reisende wurden zu Opfern dieser Schatten, während es uns gelang Einigen dieser Kreaturen den Gar auszumachen.

Unterdessen wir uns auf die nächste Welle der Angreifer vorbereiteten, war plötzlich ein Wimmern aus Kalimars Zelt zu hören. Sofort stürmte Murty hinein und fand sie, blutüberströmt und mehr dem Tode nahe als im Leben, zusammengekauert auf ihrem Lager vor. Schleunigst wurde nach einem Heiler gerufen, aber keiner war in der Lage ihr zu helfen. So entsandte mich Murty zur Taverne um einen fähigen Heilkünstler herbei zu holen. Nur Augenblicke später hatte ich zwei Heilkundige an der Hand und brachte sie zu unserem Lager. Und ihnen gelang es Kalimars Wunden zu schließen, jedoch war sie immer noch schwach und dem Tode sehr nahe. Doch da erinnerte sich mein Vetter an einen Ausspruch der Priester. Man könne sich stärken wenn man seiner Proffesion nachginge. So ermunterte er Kalimar dazu mit ihm eine Traumreise, einer seltenen Fertigkeit die sie neben ihren Massagekünsten beherrschte, zu unternehmen. Und er entschloss sich zu sehen wie es meinem verstorbene Bruder geht. Und dies ist die freudige Nachricht die ich erwähnt hatte! Denn Murty sah das Roddy zu den Ahnen in Birrgaden gegangen ist und zudem dort seine verlorene Liebe Alana wiedergefunden hat. Wahrscheinlich sagt ihr nun, dies sei nur magischer Unfug. Doch sind in der Traumreise Dinge aufgetaucht die Kalimar nicht wissen konnte. Außerdem hatte ich selbst noch das Glück eine solche Reise zu erfahren und dabei gemerkt das letztendlich das Medium dafür verantwortlich ist was man erlebt. Aber vielleicht bin ich nur geblendet und hoffe das dies Wahr ist, so kurz nachdem ich von Roddys Tod erfahren habe.

Wahrend nun Murty sich auf seiner Traumreise befand, geschahen jedoch noch mehr seltsame Dinge. So öffnete sich mitten im Lager eine Art magisches Fenster. Und was dort zu sehen war trieb einigen der Anwesenden die pure Angst in die Augen. Man sah zwei Dämonen die sich anscheinend mit einer Art Sklaven vergnügten. Für mich war das Ganze nur ein Trugbild, aber einige der Kämpfer und Zauberkundigen wollten unbedingt dort hingelangen um diese Geschöpfen der Niederwelten zu vernichten. So wurde ein magisches Ritual vorbereitet um das vorhandene Portal soweit zu öffnen, so das es Möglich sei hindurchzugehen.

Ich entschloss mich erst einmal nach meinen beiden Gefährten zu schauen. Und zum Glück lag in den Worten des Priesters doch etwas Wahrheit, denn Kalimar schien es schon besser zu gehen. Darum entschieden wir noch eine weitere Traumreise zu unternehmen, unterstützt vom Dekan und Söckchen. Wir genossen die Wasserpfeife und befanden uns in einer wunderbaren Sphäre, als urplötzlich der Graf in das Zelt stürmte. Er berichtete das das Ritual ein Fehlschlag war und sämtliche Fuchtler die daran beteiligt waren verschwunden sein. Der Rest des Lagers brach bereits seine Zelte ab um diesen ungastlichen Ort zu verlassen. So entschlossen auch wir uns zum Aufbruch und kurze Zeit später war unser Packpferd beladen und zusammen mit dem Rest machten wir uns auf den Weg.

Nun, nachdem einige Tage vergangen sind habe ich endlich die Zeit gefunden Euch diese Zeilen zu schreiben. Wahrscheinlich habe ich viele Nebensächlichkeiten erwähnt, aber dies Alles ist eine neue Erfahrung für mich. Zwar betrübt mich immer noch die Nachricht über das Ableben meines Bruders, aber ich hoffe inständig das die Bilder die Murty sah nicht nur Wunschgedanken oder Trugbilder waren.

Ich werde vorerst mit Murty zusammen in den Südlanden verweilen. Zumal der Winter vor der Tür steht und eine Reise zurück in die Mittellande nicht sehr angenehm würde. Außerdem, so hat mir mein Vetter berichtet, trifft sich ein Teil der Verbannten immer zu Frühjahrsbeginn in einer kleinen Dorftaverne, dem Goldenen Drachen, irgendwo im Inselkönigreich Erathia. Und nachdem ich all die Strapazen und Mühen auf mich genommen habe, möchte ich auch gerne den Rest der verbannten McQuays kennen lernen.

Wünscht mir Glück und den Beistand der Ahnen, so das wir uns bald wiedersehen.

Farewell

Euer Sohn Patrick



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