Frühjahrsbeginn im Jahre 102 A.H.

Werter Zacharias!

Wie ich von Garaidh McQuay erfahren habe, schreibt Ihr die Abenteuer derer verbannten McQuay nieder. Und ich möchte Euch gerne von meiner ersten Begegnung mit diesem verwegenen Gesellen berichten.

Aber Entschuldigt, ich vergaß mich vorzustellen! Mein Name ist Bruder Daniel, meist jedoch nur Bruder Danny genannt. Ich bin ein Gefolgsmann Bor's, dem Gott des Genusses und der Freude! Wie Ihr sicher wisst wird Dieser im Herzogtum Crydee verehrt. Meine Geschichte ist kurz, aber voller Rätsel.

Ich ward auf den Treppen der Abtei des Bor im Süden Crydees von meinen Zwergeneltern ausgesetzt. Ihr habt richtig vernommen: ich gehöre der Zwergenrasse an. Nachforschungen obhin meiner Herkunft bei den umliegenden Zwergenclans blieben ohne Erfolg und so wuchs ich bei den Brüdern der Abtei auf. Nachdem meine Kindertage wie im Fluge vergingen, fand ich meine Aufgabe in der Kelterei unserer Abtei.

Ich führte ein erfülltes Leben, aber Bor sollte einen anderen Weg für mich bereiten. Eines Tages kam mein Abt zu mir und teilte mir mit, ich solle den Glauben Bor's in die Welt hinaustragen. Seid versichert, ich ward wie vor den Kopf gestossen. Sollte mein Gott mit dero von mir erfüllten Aufgaben unzufrieden gewesen sein, das er mich aus den sicheren Mauern unserer Abtei hinausbeorderte. Mein Abt meinte jedoch das meine, wie er es ausdrückte, sonderbaren Glaubensauslegung für Unfrieden innerhalb unsere Mauern sorgte, und ich mit dieser Reise dem Orden besser dienen könne. Da eine Diskussion mit dem Abt aussichtslos war, schnürte ich mein Bündel und machte mich auf den Weg.

Ich hatte schon viel über die Hadatis, die schon seit mehreren Generationen im Norden des Herzogtums lebten, gehört. Und da ihre Gastfreundschaft weit über die Grenzen Crydees gerühmt wurde, hielt ich es für gutes Ziel. Und für wahr, ich wurde aufgenommen wie ein alter Freund. Einzig jedoch was meine Bemühungen betraf, ihnen Bor näherzubringen, so waren diese nicht vom Erfolge gekrönt. Sie lebten nach einem alten Glauben und waren darin tief verwurzelt. Und wie sagte schon Bor, "Andere Leute, andere Götter".

Als der Tag meiner Abreise näherrückte, nahm mich Angus McQuay, Sippenführer derer McQuays die mich so großzügig bewirtet hatten, zur Seite. Er hätte eine Bitte! Ich solle auf meiner Reise nach einer Gruppe Ausschau halten, die gleich gewandet wären wie er. Es handele sich bei ihnen um die "verbannten McQuay", die Gründens einiger Vorfälle, die Euch sicher bekannt sind, aus den Grenzen Crydees verstossen wurden. Da ich dies als ein Zeichen Bor's deutete, das mir meinen künftigen Weg weisen sollte, nahm ich die Bitte an. Sehr zur Freude von Angus.

Reichlich mit Vorräten beschenkt, machte ich mich in Richtung Osten auf. Viele Monde durchschritt ich Länder, Dörfer und Städte, die ich hier nicht alle namentlich erwähnen möchte. Aber meine Suche ward schwieriger als ich dachte. Zwar hörte ich viel von den McQuay, aber sobald ich einen Ort erreichte an dem sie verweilen sollten, waren sie schon weitergezogen. Langsam beschlich mich der Gedanke ob es sich bei ihnen nur um eine Sage handele oder ich die Zeichen Bor's falsch gedeutet hätte. Aber mein Gott hatte ein Einsehen und er schickte mir ein Zeichen, in Form einer Waldäuferin.

Es handelte sich um die Halbelfin Chandra Trollkiller. Sie war als Botin im Auftrag von Hagen, Prinz der Schattenstürmer, auf der Suche nach den McQuays. Da wir das gleiche Ziel hatten, entschlossen wir uns, unsere Reise gemeinsam fortzusetzten. Und das Glück sollte uns weiterhin treu sein. Von einem fahrenden Händler erfuhren wir, das er eine Gruppe in Röcke gekleideter Männer auf der Handelsstrasse in Richtung der Insel Hydron gesehen habe.

Geschwinden Schrittes machten wir uns auf den Weg und nur wenige Tage später erreichten wir die Fähre, die uns zur Insel bringen sollte. Nach einer ruhigen Überfahrt und einem kurzen Marsch erreichten wir die Vororte der Hauptstadt Hydrons. Das Erste was uns auffiel, war eine in Trümmern liegende Burg, die auf einem Hügel über der Stadt trohnte. Dank der Wegbeschreibung des Händlers, fanden wir das Gasthaus "Zum goldenen Drachen", nur wenige Schritte unterhalb der zerstörten Feste.

Schon beim Eintreten in die Schenke bemerkten wir ein paar lustige und trinkfreudige Kiltträger und auch mein Erscheinen sorgte für einige Aufmerksamkeit. Chandra und ich beschlossen doch zuerst mit einem warmen Met unsere kalten Glieder zu wärmen und mit einem kühlen Gerstentrunk unseren Durst zu stillen und dabei die Männer etwas zu beobachten. Schon kurz darauf trat ein Elf an unseren Tisch und fragte ob ich nicht meinen Zwergenbruder gesehen hätte, und lud uns an ihre Tafel. Da wir aber erst herausfinden wollten, um wenn es sich bei den Männern in Röcken handele, mußten wir leider danken ablehnen, versprachen aber später zu ihnen zu kommen. Und für wahr schienen die Leute hier sehr redselig zu sein.

Denn auch eine der Schankmaiden gesellte sich zu uns und fing an zu erzählen. Vor etwa zwei und einem halben Jahr schienen hier seltsame Dinge geschehen zu sein. Sie sprach von einer Horde Leprakranker die die Burg zerstörten und über Nacht verschwanden, über eine Inquisition die kurz darauf bis zum heutigen Tage Einzug hielt und über ein Buch das der Wirt dieses Gasthauses in den Ruinen der Burg gefunden hätte und das die Gäste wiederbrachte. Ich lauschte nur mit einem Ohr, da mein Interesse bei den Männern am Nebentisch lag. Chandra jedoch schien ein wenig besorgt obhin dieser Schauergeschichten. Es gelang mir jedoch sie zu beruhigen, da ich schon viele solcher Ammenmärchen auf meiner Reise gehört hatte, und man damit nur kleine Kinder und Fremde änstigen wollte. Zumal wir unser Augenmerk auf das Finden der McQuay legen sollten.

Und wiederrum verließ uns das Glück nicht. Denn in der Zwischenzeit hatte sich ein Barde an den Nachbartisch gesellt und in den Weisen die von dort herüberklangen war des öfteren der Name McQuay zu hören. Einzigst das es sich bei ihnen nur um Fünf handelte und einer davon eine andere Kiltfarbe trug, versetzte uns ins Grübeln. So entschloß ich mich zu einem letzten Test. Ich trat vor denjenigen den ich für den Anführer hielt und fragte ob es sich bei ihnen um Schotten handele. Die folgende Reaktion war für mich der entgültige Beweise, den wie Ihr sicher wisst werter Zacharias, sollte man einen Hadati nie Schotten nennen. Zwar kam es noch zu einer kleinen Zwistigkeit zwischen Eurem ehemaligen Schüler Gary und Chandra, der aber, nachdem ich die Grüße von Angus ausgesprochen hatte, genauso schnell wieder verflogen war. Nach guter Hadatisitte wurden wir an den Tisch gebeten und man lud uns zu einem gar wohlschmeckenden Krafttrunk ein.

Nun saßen wir mit Fin, Aed, Murty, Gary und Rian, der auch erst seit kurzem mit seinen Vettern wanderte, zusammen und ich war froh darüber das meine Suche endlich ein Ende hatte. Finley McQuay zeigte sich sehr beeindruckt von den Mühen und Gefahren die wir auf uns genommen hatten um sie zu finden.

Nachdem wir uns uns noch eine Weile unterhalten hatten, wurde es Zeit mein gegebenes Versprechen einzulösen und der Einladung des Elfen zu folgen. Dort erlebte ich die nächste Überraschung! Als mein Zwergenbruder vor mir stand, ward ich wie vom Blitz getroffen. Vor mir ragte ein über fünf Fuss großer Riese auf. Ich hatte schon einige Zwerge auf meinen Reisen gesehen, aber das? Leider habe ich die Namen dieses ungleichen Paars vergessen, aber vielleicht treffe ich sie irgendwann einmal wieder, übersehen werde ich diesen Zwerg sicher nicht!

Während wir uns über unsere Abenteuer unterhielten, sie jedoch mehr wie ich, geschah etwas Sonderbares. Einer der Gäste, wie ich später erfuhr der Leibwächter einer Elfenadligen, brach durch die Tür und sank zu Boden. Leider konnte man nur noch seinen Tod feststellen. Sofort herrschte Panik unter den Gästen. Wer steckte hinter dem Mord, etwa die Leprakranken die zurückgekehrt sind, denn die Schankmaid hatte diese Schauermär auch Anderen erzählt. Ich hielt das Ganze jedoch nur für einen normalen Überfall. Und schon nach kurzer Zeit beruhigten sich die Gemüter wieder. Doch die Nacht sollte noch einige Überraschungen bereithalten.

Angefangen mit Rian McQuay, der nach einer kleinen Auseinandersetzung mit einer Hofschranze, für kurze Zeit von Dunkelheit umgeben war. Bor sei Dank benötigte er aber keine weitere Hilfe, aber was genau geschah, laßt Ihr Euch am Besten von ihm selbst berichten.

Kurz nach diesem unerfreulichen Vorfall, trat einer der Inquistatores in die Schenke und verkündete das jeder der die Stadt verlassen wolle einen Passierschein benötige, den man in der Burg erhalten könne. Mich irritierte das etwas, da mir die Worte der Schankmaid immer noch im Ohr herumschwirrten, das man die Burg nicht betreten dürfe. Auf meine Frage hin, wich der Inquisitor aus und meinte das man den Schein an der Pforte vor der Burg bekäme. Ich rief erneut nach der Magd und sie erklärte mir das es Wege gäbe, die Stadt auch ohne einen Passierschein zu verlassen. Beruhigt lehnte ich mich zurück und nahm noch einen kräftigen Schluck Gerstensaft. Aber diesen sollte ich auch dringend nötig haben, den ich würde noch einmal gefordert sein.

Es war schon später Abend, als einer der Gäste nach einem Heiler rief. Als ich in den Gang hinaustrat lag ein Krieger mit einer ziemlich übelen Wunde am Boden. Eiligst trat ein Freund des Verwundeten zu mir, drückte mir zwei Silberlinge in die Hand und bat mich beinahe auf Knien seinem Waffenbruder zu helfen. Leider war er im Bitten besser als in Erster Hilfe, den der Verband der dem bedauernswerten Krieger angelegt war, verdiente diese Bezeichnung nicht. Aber dank Bor's Kraft gelang es mir die Wunde zu heilen.

Von seiner schnellen Heilung beeindruckt, versprach der nun wieder genesene Krieger mir einen Humpen Bier. Leider mußte ich den versprochenen Gerstentrank mit Hilfe von Chandra einfordern, aber nachdem ich den edlen Herren freundlich erinnnerte, hatte ich kurze Zeit später einen Krug in meiner Hand. Die restliche Nacht verlief ruhig und bei Morgengrauen bettete ich mich zur verdienten Ruhe.

Als am nächsten Morgen die Zeit zum Aufbruch gekommen war, sprach ich nocheinmal mit Finley. Auch er und seine Vettern hatten von den Vorgängen im Grenzland gehört. Und da auch ich mit den Gedanken gespielt hatte, meine Schritte dorthin zu lenken, entschlossen wir uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Sehr zu meiner Freude lag das Grenzland auch auf den Weg von Chandra, die zustimmte uns zu begleiten.

Einzigst um Rian machte ich mir sorgen, denn seine Gesichtsfarbe hatte einen kräftigen weißen Ton bekommen. Und so erhielt er auch von seinen Vettern den vielsagenden Namen "Rian die Wand".

Und so brachen wir auf, gespannt was uns in den Grenzlanden erwarten sollte.

Bruder Daniel von Bor



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