Selim, Frühjahr 100 A.H.

Kurz nachdem wir, immer noch siegestrunken über unsere glorreichen Taten, Aredroc verlassen hatten, erfuhr ich dass in einem nicht weit entfernten keltischen Marktflecken namens Manching eine junge äußerst liebreizende Schankmaid, die ich noch aus den Zeiten am Hofe von Carse kannte, eine Taverne eröffnet hatte. Da mich mit dieser holden Jungfer mehr verband als der Inhalt meiner Rezeptbücher oder das Wissen um die Zubereitung von Süßspeisen, konnte ich nicht umhin, die Gefährten ein Stück des Weges alleine ziehen zu lassen, nicht ohne Ihnen das Versprechen zu geben, nach kurzer Zeit wieder zu Ihren Reihen zu stoßen.

So kam ich denn wenige Tage später in dem kleinen Flecken an, wo man mir auch gleich freundlich den Weg zur gesuchten Taverne verriet. Als ich den freundlich und hell eingerichteten Schankraum betrat, machte mein Herz Freudensprünge und ich glaubte mich im Elysium wiederzufinden.

Sie stand vor mir in ein einfaches Gewand gehüllt, Ihre weiblichen Formen durch ein Ledermieder auf`s trefflichste hervorgehoben. Ihr Lachen glich den Chören himmlischer Erscheinungen und Ihre Augen glichen Edelsteinen, deren Funkeln die Sterne am Firmament erblassen ließ. Kurzum, Amor`s Pfeil hatte mein Innerstes getroffen, wie es Meister Dougal nicht hätte besser treffen können. Hatte Sie früher schon mein Innerstes in Wallung versetzt, so war dies ein laues Lüftchen im Vergleich zu den Stürmen, die jetzt in meinem Herzen tobten.

Wir hatten noch kein Wort gewechselt und uns nur ungläubig angestarrt, als ein kleiner Junge in den Schankraum gelaufen kam, sich neben uns stellte und sagte: "Frau Mama, wer ist der Mann da, der hat ja einen Rock an". Da begann Sie zu lachen und es war wie vor vielen Jahren bereits einmal, um mich geschehen. Sie sprach: "Mein lieber Sohn, dass ist Dein Vater, von dem ich Dir soviel erzählt habe".

Da stand ich nun, weit gereist durch aller Herren Länder oftmals in der Schlacht verwundet, dem Tode nahe, das Blut der Wunden von Aredroc noch nicht richtig getrocknet und erfuhr dass ich mit der Kraft meiner Lenden einen Spross gezeugt hatte, der in Schönheit ein Abbild der Mutter war und von so geradem Wuchs und unziemlichen Verhalten, dass ein König stolz gewesen wäre ihn als Prinzensohn sein eigen nennen zu dürfen. Die Götter hatten mir die Sprache genommen und so schritt ich nun auf Beide zu und schloß sie fest in beide Arme.

In den folgenden Stunden erfuhr ich alles was Ihr in den letzten Jahren widerfahren war und einiges dazu, immer noch nicht glauben könnend, dass dies alles wahr sei und ich keiner Sinnestäuschung anheimgefallen war. Die Tage vergingen schnell wie der Flug der Schwalben im Sommer und ich hätte fast vergessen, dass meine Gefolgsleute vielleicht in diesem Moment für Clan und Ehre Ihr Blut in fremden Landen vergießen würden. Tagsüber kochten wir gemeinsam in der Taverne auf, so dass diese in Windeseile zu einer wahren Goldgrube und in der ganzen Umgegend bekannt wurde. Des Nachts spielten wir gemeinsam die Spiele die seit Anbeginn der Menschheit zwischen Mann und Frau gespielt werden, so dass wir manchmal innehalten mussten, um unsere erhitzten Körper in der lauen Nachtluft abzukühlen, nur um sogleich wieder übereinander herzufallen, als ließen sich die vielen Monde der Trennung in ein paar Tagen aus dem Gedächtnis tilgen.

Von Tag zu Tag wurde jedoch auch meine Wehmut größer, denn in mir gärte der Drang alsbald wieder aufzubrechen, damit die Gefährten nicht länger den Unbillen fremdländischer Küchen ausgesetzt wären. Als ich ein Gebinde mit ein paar Leckereien zusammenstellte und es einem Boten übergab, auf das er es zu Vetter Fin`s Ehrentag rechtzeitig in das Heerlager bringen solle, wo sich die Gefährten aufhielten, wurde mir schmerzlich bewusst, das meine Tage im Himmel auf Erden gezählt waren und ich mich bald auf die Reise machen musste, damit mein Innerstes nicht zerbrechen würde. Allein blieb die Frage, wie ich es meiner Liebsten sagen solle.

Diese war jedoch nicht nur äußerst anmutig sondern auch voll von weiblicher Intuition und so sprach Sie eines Nachts, als wir wieder einmal ermattet vom Liebesspiel dampfend wie die Rösser nebeneinanderlagen: "Liebster, ich spüre Deine Unruhe, seit Tagen wird Deine Rede immer sparsamer, Du bist in Dich gekehrt und selbst bei der Bereitung des Mahls bist Du abwesend. Vorgestern hast Du sogar den Braten anbrennen lassen, was treibt Dich um?" Da konnte ich nicht anders und musste Ihr die ganze Wahrheit erzählen, obwohl es mir fast das Herz dabei zerbrach. Ich sprach "Liebste, es ist die Gärung die mich in die Ferne treibt, vom Himmel fordere ich die höchsten Sterne und von der Erde jede höchste Lust, aber ich muß mein Schicksal versuchen und mit den Kameraden weiterziehen. Mein Blut lässt mir keine andere Wahl". Wie ich so sprach brachen bei mir alle Dämme und heulend wie ein Schl oßhund vergrub ich mein Antlitz in Ihrem Schoß. Da streichelte Sie mein Haupt küsste mich zärtlich und sagte: "Lieber sehe ich Dich in Freiheit und Frieden gehen, aufrecht als der starke Mann, der Du für mich bist und immerfort sein wirst, als das Du wie ein junges Pflänzlein in der Sommerglut verdorrst und ich mich bis an das Ende meiner Tage grämen muß, für deinen Seelentod verantwortlich gewesen zu sein. Das Glück, Dich wiedergesehen zu haben ist mehr als ich für den Rest meines irdischen Lebens erwarten durfte."

So nahm ich denn schweren Herzens kurz darauf tränenreichen Abschied von meiner neugewonnen Familie und machte mich auf den Weg, nicht ohne das Versprechen abzuleisten Ihr auf ewig treu bleiben zu wollen. Vielleicht war es auch das Teigholz in Ihr er rechten Hand, dass ich diesen Schwur so bereitwilligt leistete. Ebenso überließich Ihr die meisten meiner in langen Jahren zusammengetragenen Rezepturen für diverse Gerichte, die mich damals in Carse zu dem Koch werden liessen, der dem Herzog zu seiner allseits bekannten weit gerühmten Küche verholfen hatten, auf das Sie und mein Zögling nie wieder irgendwelche Not leiden müssten.

Wie dem auch sei, nachdem ich die ersten Stunden zumeist missmutig vor mich hin brummelnd über staubige Straßen wanderte besserte sich meine Laune von Stund an stetig, am Abend schließlich, als ich mich dem Lager der Heerscharen des Lichts näherte konnte ich bereits wieder mit den Vögelein ein munteres Liedlein trällern und mir war wieder leicht ums Herz. Sogar ein neues Rezept war mir unterwegs eingefallen, was vielleicht auch daran lag, das die Ente, die ich kurz zuvor überredet hatte mitzukommen, sich den Hals gebrochen hatte und ich das arme Tier nun seiner endgültigen Bestimmung zuführen musste.

Trunken vor Freude schloß ich kurz darauf meine Gefährten in die Arme und bei einem fürstlichen Gelage tauschten wir Geschichten über das Erlebte aus, bis das das Morgengrauen uns gebot vor der Abreise noch ein paar Stunden Schlaf zu nehmen, bevor wir uns wieder auf Schusters Rappen begeben wollten.

Nach vielen Wochen und Monaten der Wanderei über schlechte, von der Sommerhitze staubigen Straßen und von Winterstürmen in Wüsten aus Eis und Schnee verwandelte Auen, in denen wir die unglaublichsten Dinge erlebten und mehr als einmal dem Tode so nahe waren, dass wir seinen fauligen Odem bereits riechen konnten, näherten wir uns in der Zeit als die Bäume zu blühen begannen einem kleinen Dorf namens Selim.

Die Bevölkerung, die uns allerorten freundlich gesonnen war hieß uns im Dorf zu verweilen um einer Hochzeit beizuwohnen, die in wenigen Tagen stattfinden würde. Von der Gastfreundschaft der einfachen Leute berührt beschlossen wir unsere Lagerstatt im Dorf zu errichten und an den Feierlichkeiten teilzunehmen und den vom Wandern erschöpften Gliedern eine kurze Zeit der Erholung zu vergönnen.

Wie so oft in diesen Tagen hatte aber auch hier das Böse bereits seine blutgierigen Fänge nach dem noch in der aufkeimenden Hoffnung des Frühjahrs daliegenden Dorfe ausgestreckt um jeden Frohsinn und die Hoffnung auf schöne und erfüllte Tage durch Dunkelheit und ewig währende Verdammnis zu ersetzen. Doch soweit war es noch nicht, zunächst brachte der erste Abend eine Überraschung mit sich, die keiner von uns erwartet hätte.

Wir sassen gerade bei einem kärg lichen Mahl zusammen, bei dem ich die letzten Reserven meines Portugiesenweins und ein paar andere Leckereien zusammenkratzte um den argen Grimm des Hungers aus unseren Eingeweiden zu vertreiben, als wir plötzlich vertraute Stimmen hörten und kurz darauf in die Gesichter einiger Freunde aus den Tagen von Aredroc blickten. Mein Güte war das eine Freude man lag sich in den Armen und alle sprachen wild durcheinander bis sich unsere Freunde zum Mahl niederließen. Irgendwie fand ich dann auch in einer verloren gegangnen Speisetruhe auf dem Karren ein paar Kleinigkeiten, so dass niemand Hunger leiden musste. Und wenig später saßen wir bei einem Guten Wein am munter prasselnden Feuer und ließen die vergangnen Taten an uns vorüberziehen. Wobei ich jedoch feststellen musste, dass ich langsam alt und im Geiste wunderlich geworden war, denn ich konnte mich gar nicht entsinnen, dass wir in Aredroc gegen Hunderte von Höllenhunden gekämpft hätten, auch die Mauern, die Vetter Finley und die anderen in Trawonien bei der Sonnen Verdunklung überrannt hatten, schienen auf gar wundersame Weise gewachsen zu sein und das gleich um ein paar Ellen.

Doch gleichwohl es war ein sehr kurzweiliger Abend, der uns sogar vergessen ließ, dass Vetter Kenny wenige Tagesreisen zuvor für einen Monat in den Kerker gesperrt worden war, weil er wieder einmal mit der Tochter eines Stadtvorstehers anbandeln musste. Segensreicherweise, war der Vorsteher dem schnöden Mammon nicht abgeneigt und so konnten wir den unnützen Tunichtgut das Ende am Strick ersparen indem wir unsere Reisekasse um einen schönen Batzen Geld erleichterten. Für jedes Kupfer würde er büssen mussen der Nichtsnutz, wenn wir ihn wieder in unserer Mitte begrüßene würden. Wenn ich mir Fin`s Abschiedsworte so recht überlege, wird Kenny seinen Aufenthalt in den schützenden Mauern eines streng bewachten Verlieses sogar noch um ein paar Nächte verlängern um der gewaltigen Tracht Prügel zu entgehen, die es bestimmt setzen wird. Wenigsten Gary konnte sich diesmal im Zaume halten und gegen seinen kleinen McQuay die Oberhand gewinnen. Manchmal habe ich rechtes Mitleid mit Fin, solche Brüder wünscht man seinem ärgsten Feinde nicht, dann schon eher Pestilenz und Grätze. Aber man muß Sie trotzdem gerne haben die beiden Racker, schließlich waren Fin und ich selber einmal jung und wir waren auch keine Kinder von Traurigkeit.

Als wir also dortselbst am nächsten Tage erwachten, waren die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten schon in vollem Gange, allenthalben herrschte rege Betriebsamkeit, da wurde Brot gebacken, Wein und Bier in Fässern herbeigeschafft und der Altar errichtet. Ein jeder war voll freudiger Erregung ob der stattfindenen Feierlichkeiten. Auch die zahlreich anwesenden Gäste wurden von dieser fröhlichen Stimmung angesteckt und so ging ein jeder ein fröhliches Liedlein trällernd seiner Wege und harrte der Dinge die da kommen würden.

Der Höhepunkt war jedoch erreicht als wir wie aus dem Nichts erscheinend einen Hadati erblickten, der die Farben der McQuay`s trug. Wir trauten unseren Augen kaum und bestürmten den uns noch fremden Gesellen mit Fragen wer er sei und woher er käme. Wie sich herausstellte handelte es sich um Ruairidh McQuay einen weiteren Vetter, der zwar klein an Wuchs aber leuchtend an seinem roten Haarschopf war, was ihm auch seinen Namen gegeben hatte. Er war schon länger auf der Suche nach uns und sein ausgemergelter Körper verlangte nach kräftigender Speise, so dass ich mich befleißigt sah uns allen ein schnelles und sättigendes Mahl zu bereiten, so dass er schnell wieder zu Kräften kommen würde.

Da wir just zu jener Zeit beschlossen hatten auch Meister Dougal die Ehre anzugedeihen lassen in die Reihen des Clans aufgenommen zu werden beschlossen wir die Gelegenheit beim Schopfe zu greifen und zu Ehren der Ahnen das Zeremoniell der rituellen Aufnahme in den Clan durchzuführen, wie es uns schon unsere Väter und deren Väter gelehrt haben. So muß jeder der zu uns gehören will in vielfältigen Prüfungen, gegen die Besten des Clans bestehen um sich der Clanfarben würdig zu erweisen. Dies waren im Einzelnen Poetrie zur Erbauung des Geistes, Bäumstämme schleudern zum Nachweis der Manneskraft, Leeren des Horns zur Ertüchtigung des Leibes und das Heranschaffen von "Dingen" zum Nachweis der Geschicklichkeit. Nachdem unsere beiden Gefährten alle Prüfungen mit Erfolg abgelegt hatten nahmen wir sie bei einem guten Schluck vom Wasser des Lebens mit allen Rechten und Pflichten in den Kreis des Clans auf.

Über dieses muntere Treiben war der Tag weit fortgeschritten und die Feierlichkeiten zur Schließung des Ehebundes für das junge Paar hatten begonnen. Eine anrührende Szene als der Jüngling und seine ihm Versprochene vor die Priesterin traten um einander das Versprechen des Bundes zu geben. Doch dann passierte was das Schicksal mit kalter Hand für das junge Glück geplant hatte um mit einem Schlage jeden Frohsinn zu ersticken und dem lähmenden Entsetzen Platz zu schaffen.

Es erschien der Fürst der Ländereien mit seinem Gefolge und forderte sein Recht der ersten Nacht. Alle freien Männer die als geladenen Gäste am Orte der Zeremonie weilten und auch die Bewohner des Dorfes konnten die ausgesprochene ungeheuerliche Forderung nicht begreifen und es gab großen Protest. Ein Wort gab das andere und so stand man sich kurz darauf grimmigen Blickes mi t blanker Waffe gegenüber und ein falsches Wort oder eine unbedachte Geste hätten zum Unausweichlichen geführt. So aber stand man sich lauernd gegenüber und wartete auf den nächsten Zug des Gegners, wobei das Entsetzen in den Gesichtern der Wache ob eines sicheren Todes für Ihren ungeliebten Fürst förmlich zu riechen war. Nach nicht enden wollenden Minuten angespannten Lauerns flüchtete schließlich das Brautpaar unter dem Schutz der aufrechten Männer die die schreiende Ungerechtigkeit um jeden Preis verhindern wollten in die umliegenden Wälder.

So kam es denn dass man sich am Feuer traf um Kriegsrat zu halten. Einige der Dörfler berichteten, das der Fürst durch eine magische Krone unverwundbar sei, alleinig zwei Wege gäbe es ihn vom Leben zum Tode zu befördern. Durch Gift - was aber vereitelt wurde durch den Umstand, dass er für jede Speis und jeden Trank der ihm gereicht wurde einen Vorkoster hatte - und durch ein verzaubertes Schwert das das Drachenschwert genannt wurde. Dieses Schwert sei aber in sieben Teile zerbrochen worden und an sicheren Orten verwahrt um zu verhindern, dass der Fürst vorzeitig seiner endgültigen Bestimmung zugeführt werde.

Gesagt getan, wir wären nicht McQuay`s, wenn uns eine solche Nachricht entmutigt hätte. So beschlossen wir denn zusammen mit den Akronern, allen voran dem Halbling Lasse, dem ruchlosen Treiben ein Ende zu bereiten und alles zu tun, was nötig wäre den Fürst vom Leben zum Tode zu befördern. Während unseres Kriegsrates gab es gar plötzlich einen großen Tumult, der uns alle zu den Waffen greifen ließ. Der Fürst hatte erlassen, das alle Gäste Ihre Waffen abgeben sollten und das ließen sich die freien Männer, die als Gäste gekommen waren natürlich nicht gefallen und so zogen Sie denn blank und griffen den Herold des Königs an, um Ihrer Weigerung stärkeren Ausdruck zu verleihen.

In diesem Handgemenge kam der Herold plötzlich zu unseren Füssen zu liegen und wir waren von Wachen umringt, die versuchten Ihre Haut zu retten. Gary wurde unter Waffengewalt genötigt dem Herold zu helfen und seine Wunden zu versorgen. Murty der wie es der Zufall wollte just in jenem Moment neben ihm stand machte sich ebenfalls daran unserem jungen Vetter helfend zur Seite zu stehen. Nach kurzer hitziger Debatte hatten sich die Gemüter ein wenig beruhigt und wir kehrten ans Feuer zurück, da bemerkte Murty, dass bei der Rettung der Heroldin wohl ein kleiner Lederbeutel am Griff seines Dolches hängengeblieben war. Da die Stadtwache geflüchtet war, konnte er den Besitzer nicht mehr ermitteln und erbarmte sich dann und nahm den kleinen unschuldigen Beutel als den seinen an, um ihm einen dauerhaften Platz an seinem Gürtel zu geben. Als er ihn öffnete um zu sehen welchen Inhalt er wohl beherbergen würde wurde er auf`s angenehmste überrascht: neben einigen Goldmünzen, die uns schnell die Strafe des Stadtvorstehers für Kennys begangenen Unschicklichkeiten vergessen ließen, fanden wir das Siegel des Königs, was uns fürderhin noch einige gute Dienste erweisen sollte.

In der Hoffnung das das junge Paar sein Glück noch finden würde und in Anbetracht des unerwarteten und wertvollen Fundes beschloßich etwas Besonderes zu kochen um die niedergeschlagenen Gemüter mit ein wenig Frohsinn zu erheitern und so durchzogen bald wieder wie schon so oft auf unserer Wanderschaft liebreizende Düfte das Lager und kündeten von der Anwesenheit der Hadatis. Am nächsten Tage dann begaben wir uns auf die Suche nach den verstreuten Teilen des sagenumwobenen Drachenschwertes, damit der Spuk bald ein Ende haben möge und die dunklen Wolken die über dem Dorf lagen bald wieder eitlem Sonnenschein weichen müssen.

So verbrachten wir denn den Tag damit durch den Wald zu streifen und nach Hinweisen zu suchen, die wir auch bald fanden und je tiefer wir in den Wald eindrangen um auf Hinweise zu stoßen desto mehr abgründige Widerlichkeiten deckten wir auf. So hatte der tuntige Fürst seinen eigenen Vater ermordet um in den Besitz der Drachenkrone zu gelangen, so wurden auch drei mächtige Erzmagier verbannt, um diese als Bedrohung für seinen feisten Leib aus dem Wege zu schaffen. Das die Ermordung des Vaters kein Gerücht gewesen war erfuhren wir des Abends, nachdem wir wenige Stunden zuvor noch am Grabe des ermordeten Königs für seine Seele zu den Ahnen gebetet hatten, als der König, der ob der ihm widerfahrenen Ungerechtigkeit aus dem Grabe auferstanden war, die Taverne betrat und sein Eigentum zurückforderte oder er werde alle Bewohner des Dorfes in die ewige Verdammnis führen. Ein Grund mehr für uns keine unnütze Zeit verstreichen zu lassen und dem verhassten Despoten unverzüglich den Garaus zu machen.

Ein Hinweis, den wir durch ein Artefakt in Form eines hohlen Schlüssels erhielten, dass ein reisender Händler in seiner unendlichen Güte an Murty übergeben hatte, führte uns schließlich in eine düstere Höhle, wo uns zunächst ein Verwalter aufhielt, der sich als Verwahrer der Höhle ausgab und den wir nur unter Einsatz des zuvor gefundenen Siegels dazu überreden konnten uns in die Höhle einzulassen.

Kurz darauf trafen wir auf einen Steingolem der den weiteren Zugang verwehrte sofern wir ihm nicht die Lösung eines überaus schwierigen Rätsels liefern würden. Nach vielen Stunden gemeinsamen Denkens und schwerer Geistesarbeit präsentierten wir die richtige Lösung und durften passieren. Doch im Vergleich zu dem was uns nun erwartete war das Rätsel des Steingolems nur eine kleines Appetithäppchen. Wir durchquerten Ozeane voller Flammen die uns das Fell verbrannten, Rauch der unsere Augen blind werden ließ und der uns den Atem raubte, so dass wir glaubten unser letztes Stündlein hätte geschlagen. Über steile Abbrüche und durch engste Röhren, über Schlamm und durch tiefe Wasser, alle Fallen und Widerlichkeiten meisternd gelangten wir schließlich in eine große von tausenden von Kerzen erleuchtete Halle.

Deroselbst trafen wir auf drei seltsame Gestalten, bei denen es sich nur um die verbannten Erzmagier handeln konnte. Ihrer langen Gefangenschaft überdrüssig geworden trieben Sie allerlei Schabernack mit uns. Wegen der Ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte ließen Sie uns solch unausprechliche Dinge widerfahren, dass der Mantel des Schweigens für jetzt und alle Zeit über die Stunden gebreitet werden soll, die wir dort verbringen mußten.

Als wir endlich wieder unsere Freiheit erlangten waren wir aber nicht nur gedemütigt sondern auch um ein paar wichtige Informationen reicher. Dieses Wissen verhalf den Magiern, die sich im Dorf befanden ein Ritual zu entwickeln das es ermöglichen solle die einzelnen Teile des Schwertes wieder zusammenzufügen, auf das der Stahl seiner Bestimmung zugeführt werden könne: nämlich dem Despoten vom Leben zum Tode zu befördern. Fehlten nur noch die einzelnen Teile des Schwertes. Aber auch das sollte uns noch gelingen.

So zogen wir denn am nächsten Tag wieder los, die Herzen voller Hoffnung das uns an diesem Tag gelingen würde was den Anderen versagt geblieben war. Vetter Fin blieb im Lager um die Verteidigung der Dorfbewohner zu organisieren. Und wenn man Ihn so sah wie er Befehle gab und versuchte den armen Leuten ein bischen militärisches Grundwissen beizubringen, dass Sie nicht wie willfährige Lämmer zur Schlachtbank gehen würden wenn die Leute des Königs angreifen. Wenn man ihn so dastehen sah, die Hände an der Hüfte, mit lauter, fester Stimme Befehle erteilend, kann man sich vorstellen warum sein Ansehen als Krieger in allen Landen so hoch war. Irgendwie sah er auch jünger aus, ich meine nicht viel jünger, aber immerhin.

In dieser Zeit hatten die Akroner ein befestigtes Lager der Feinde entdeckt. Und wir bereiteten alles für einen Sturm auf die Feste vor. Murty, der sich einer alten Kriegslist römischer Galeeren-Kapitäne erinnerte, hießuns riesige Baumstämme herbeizuschleppen und binnen weniger Stunden entstand unter seiner sachkundigen Anleitung ein beweglicher Rammbock, der sogar die Säulen des Himmels zum Einsturz hätte bringen können. In der Zwischenzeit vertrieben sich einige von uns die Zeit damit die Besatzung des Lagers zu ärgern, indem wir immer wieder Angriffe vortäuschten, um den Mut und den Kampfeswillen der Truppen des Königs zu zermürben. Dabei erinnerte ich mich an eine List die mir Finley beigebracht hatte, und die er schon in Trawonien und an anderen Orten mit Erfolg zum Einsatz gebracht hatte, nämlich die emsigen Bienen zu unseren Verbündeten zu machen. Ein Bienenstock war schnell im Wald gefunden und unter der Deckung der Kameraden übersandten wir unser Präsent. Zu unserer Überraschung hörten wir aber keine Dankesworte, obwohl sich die Bienen doch soviel Mühe gaben und mit gar lustigem Summen und Brummen, für die schönste Tanzmusik sorgten, die man sich vorstellen kann. Scheinbar hatten aber die Bienen nicht nur die Tanzeslust sondern auch den Mut unserer Gegner angestachelt, so dass Sie kurz darauf einen heftigen Ausfall unternahmen, der uns zwang in die Wälder auszuweichen.

Doch die Truppen des feigen Königs, der sich mittlerweile aus diesem Teil seiner Ländereien abgesetzt hatte, hatten nicht mit der Entschlossenheit der Verteidiger des Dorfes gerechnet. So prallten Ihre Angriffe an dem Wall der Verteidiger ab und als wir Sie kurz darauf noch in der Flanke packten war Ihr Schicksal besiegelt. Durch die Wälder hallte der Schlachtruf der McQuay und für viele war es das letzte was Sie in Ihrem traurigen Erdendasein zu hören bekamen. Die Schlacht war kurz und heftig und an Ihrem Ausgang bestand von Anfang an kein Zweifel. Mitten im Getümmel Fin der alle übertönend seine Befehle gab und die Dorfbewohner von einer Flanke in die andere jagte, bis auch der letzte unserer Feinde zu seinen Ahnen gegangen war.

Wie aber auch bei vielen Schlachten zuvor mischte sich unter die Freude der bittere Beigeschmack des Todes, weil viele gute Männer Ihr Leben gelassen hatten, um das kleine Dorf zu retten. Doch der alte Aed wäre nicht er selbst, wenn er nicht wüsste, das das beste Rezept gegen solch bittere Tropfen ein guter Schluck und ein ordentliches Essen wäre und so kam es wie es kommen musste und wir verlebten noch einen herrlichen Abend und die erste friedliche Nacht seit wir in das Dorf gekommen waren um einer Hochzeit beizuwohnen.

Am nächsten Tage bereits beluden wir unseren Karren und überließen die Menschen im Dorf Ihrem Schicksal, dass hoffentlich nicht unter einem solch dunklen Stern stehen würde wie es die Hochzeit der beiden jungen Menschen getan hatte.

Aodhagan McQuay



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