Trawonien, Ende Sommer 99 A.H.

Ich war schon seit Wochen auf den staubigen Straßen des Südens unterwegs und freute mich darauf endlich im Kreise meiner missratenden Brüder einen guten Schluck uisce beatha zu trinken und die köstliche Küche meines Vetters Aed zu genießen. Ich hatte viel erlebt in den letzten Monaten, ein letzter Auftrag meines Herzog führte mich zu einer diplomatischen Mission tief in den Süden des Kontinents. Mit meinen Brüdern hatte ich vereinbart, das wir uns zu meinem Geburtstag, einen Tag vor der prophezeiten Sonnenfinsternis im Heerlager der Allianz des Lichtes im Lande Trawonien wiedersehen würden. Wir würden dort eine Menge alter Kampfgefährten wiedertreffen, vor allem die Kaotier, vielleicht auch die Akroner, die mal wieder alle angetreten waren, um den vermaledeiten Bargahnis in den Hintern zu treten... es wurde Zeit meinen Bargahni-Trophäen noch den einen oder anderen Waffenrock hinzuzufügen.

Doch bevor mich meine Reise ins trawonische Reich führte musste ich noch eine brenzlige Situation überstehen, die aber anderer Stelle erzählt werden soll (siehe hierzu auch die Geschichte ...wie Finley Alana begegnete) ... schließlich bleibt nur festzuhalten, das ich nach diesem kleinen Intermezzo nicht mehr allein reiste, sondern eine wunderschöne, junge, unerfahrene Magieadeptin, die den Pfad des Tai-Chi beschritt... was immer das auch heiß en mag... mich begleitete. Ich hatte ihrem Lehrmeister versprochen sie mitzunehmen und auf sie aufzupassen... als hätte ich mit meinen zwei unterleibgesteuerten Brüdern nicht schon mehr zu hüten als ein älterer Bruder jemals ertragen kö nnte... wie freute ich mich darauf diese beiden Tunichtguten wieder zu umarmen und ihnen kräftig eine reinzuhauen... nur rein vorsorglich für alle Dummheiten, die sie in meiner Abwesenheit begangen hatten... nun ja lange würde es ja nicht mehr dauern. Trotz meiner Verzögerungen während der langen Reise kam ich einige Tage früher als geplant in Trawonien an, nur um feststellen zu müssen, das das Heerlager der Allianz des Lichtes bereits ihre Zelte abgebroc hen hatte, um tief in den durch die Bargahnis besetzten Teil des Landes vorzurücken... von meinem Clan keine Spur, einige Marketender berichteten nach längeren Nachfragen, das sie einen ähnlich gekleideten Burschen im Lager gesehen hätten, der voller Elan und jugendlichen Leichtsinn mitmarschiert sei, was ich meinerseits mit einem langsamen Verdrehen der Augen quittierte... konnten die Nichtsnutze nur einmal das tun was ich ihnen sage und sich aus allen Scherereien heraushalten??? Was mich allerdings noch mehr mit Sorge erfüllte, war die Tatsache, das die Händler nur von einem Kiltträger sprachen.... was war mit den anderen geschehen? Hatten sie es ebenfalls nicht rechtzeitig geschafft, das erste mal hoffte ich, das Kenny oder Gary mal wieder bei einer schönen Jungfrau steckengeblieben war und sich somit ihr Verspäten erklären ließ... eilig machte ich mich daran, den nicht zu übersehenden Spuren des Heerlagers zu folgen.

Endlich am Ende des nächsten Tages, nach eilig durchrittender Nacht erreichte ich das provisorisch errichtete Lager der Allianz des Lichtes. Ich machte mich umgehend auf die Suche nach meinem Bruder und war gespannt darauf, wen ich finden würde. Das Lager war ziemlich groß und leider konnte ich mich auch nicht an den Duft der herrlichen Küche von Vetter Aed orientieren, denn das war klar, er wü rde nicht hier sein, andere Verpflichtungen hielten ihn auf (...siehe dazu Brief von Vetter Aed an seinen Clan...). Schließlich fand ich das Lager der McQuay, aber kein McQuay weit und breit, also suchte ich weiter. Bei meiner Suche stieß ich auf das Lager der Kaotier, alte Freunde allen voran der Junker und der Fähnrich begrüßten mich freudig aber mit Sorge auf ihren Gesichtern. Es hatte schon schwere Kämpfe gegeben und die Kaotier mussten ihre gesamte Orklanze als Gefallene beklagen und das alles nur, weil andere Kämpfer der Allianz zu feige gewesen seien... welch Verschwendung.

Auch ließen sie mich wissen, dass einer meiner Brüder hier sei und ebenfalls schon mit ihnen gekämpft hatte, ohne mir weite r Sorge bereiten zu wollen, gaben sie mir den Hinweis einmal bei den Feldscherern vorbeizuschauen... Verdammte Axt ...was bei allen Ahnen, die in Birrgâhden weilen, war geschehen?? Auf dem Weg dahin traf ich ihn dann endlich, erfreut ihn lebend und auf den eigenen Beinen stehend zu sehen... es war Garaidh und er hätte sich eine schwere Wunde am linken Unterarm zugezogen, als er einem dieser merkwü rdigen Waldwesen zu Nahe gekommen war, die hier in den umliegenden Gehölzen ihr Unwesen zu treiben schienen... Ich war mehr als glücklich ihn zu sehen und meine Freude über unser Wiedersehen überwog den Drang ihn wegen seiner Unachtsamkeit eine McQuaysche Rüge mittels meiner rechten Faust zu verpassen... so umarmte ich ihn lediglich herzlich und lange...

Nachdem ich Alana und Gary gegenseitig vorgestellt hatte, berichtete mir Gary von den jüngsten Ereignissen. Er erzählte mir, das er früher als geplant in Trawonien angekommen sei und die anderen bis zum Tage meines Geburtstages noch folgen wü rden. Sie wurden aus unterschiedlichen Gründen aufgehalten... Dougal unser Waldläufer hatte sich bereits vor einigen Tagen von den anderen verabschiedet mit den Worten er müsse einigen seltsamen Dingen in den Wäldern nachgehen und er werde unsere Spur schon wieder aufnehmen... dessen war ich mir sicher, denn wenn es eins gab was Dougal noch besser konnte als seine tödliche Sehne singen zu lassen und seinen Feinden mit tödlicher Präzision das Fürchten zu lernen, so war es Spuren in der Wildnis zu folgen noch dazu den unsrigen.... Murty, der Schurke hatte sich in der letzten Stadt mit den Worten verabschiedet, da würde es eine Gelegenheit geben, die er sich entgehen lassen kö nnte.... na, wir würden schon bald erfahren um was es sich dabei gehandelt hat und schließlich Kenneth mein jüngster Bruder, wie sollte es anders sein, eine junge Maid erregte seine Aufmerksamkeit und er versprach auf jeden Fall rechtzeitig zu meinem Geburtstag da zu sein... nun ja wir werden sehen...

Wie dem auch sei, Gary hatte bereits in der ersten Nacht ein Haufen von Podjes, wie sich später herausstellen sollte, waren es Bauerntöpel aus unserer geliebten Heimat Crydee, unter seine Fittiche genommen, die natürlich schon von den McQuays und vor allem ihrer Gastfreundschaft gehört hatten... kurze Zeit später nahm ich sie unter mein Kommando und wir bekamen als eine schlagkrä ftige Truppe eine Gastlanze bei den Kaotiern angeboten. Es war mir eine Ehre mit den alten Kampfgefährten, wie dem Junker und dem Fähnrich, wieder gemeinsam gegen die Barghanis anzutreten...

Die Tage vergingen und die Tristesse eines Heerlagers wurden nur von gelegentlichen Heerschauen und nächtlichen Spähtruppgängen unterbrochen, wir warteten alle darauf, das es endlich zum Kampf kommen würde und der Tag sollte nicht lange auf sich warten. Doch zuvor erreichten nun endlich alle, bis auf Vetter Aed, der uns an seiner statt ein Korb mit Köstlichkeiten aus unseren Landen schickte, das Lager und wir begingen mit einen ausschweifenden Gelage mit Freunden meinen Geburtstag... Dann stand der Tag der Schlacht bevor, die Unterhä ndler beider Parteien legten Ort und Zeit der Schlacht fest und in den frühen Morgenstunden am Morgen nach der Sonnenfinsternis machten sich Hunderte von Kriegern auf, um die Barghanis dorthin zu schicken, wo sie hingehörten oder zumindest dorthin, wo sie herkamen... doch wir fanden das Schlachtfeld leer vor, was mich nicht weiter verwunderte, als wenn sich die Höllenhunde an irgendeine Vereinbarung halten würden... also blieb uns nichts anderes übrig, als weiter in Richtung auf das befestigte Lager des Feindes zu marschieren... McQuays hat marschieren noch nie was ausgemacht, ich betrachtete nur mit Sorge die schweren Schritte unserer Schwergerü steten und der nun einsetzende Dauerregen trug mit Sicherheit nicht dazu bei, die Kampfkraft dieser Männer zu steigern.

Nach einem längerem Marsch durch die Wälder des Landes erreichten wir dann schließlich die versteckte Lichtung in der sich die Barghanis hinter einem beeindruckendem, befestigtem Lager verschanzt hatten. Plötzlich war alle Mü h und Plage auf den Gesichtern der Krieger des Lichtes wie weggeblasen, das Adrenalin schoss in die Adern und mit einer eisernen, in vielen Heerschauen geübten Disziplin marschierten wir vor dem Fort des Feindes auf, mit dem festen Willen, die Mauern niederzureißen und den Barghanis den Garaus zu machen. Nun ja noch bevor der Tag zu Ende gehen sollte, würde es eine Entscheidung geben...

Der beeindruckende Aufmarsch unseres Heeres ließ das Kampfgebrüll der Barghanis auf den Wehrgängen verstummen. Unsere Artillerie bezog so dann Stellung und nahm die Mauern unter Feuer... Pfeile regneten auf den Feind nieder und wir machten so die Festung langsam mürbe. Es kam zu einigen Ausfällen des Gegners, die versuchten unsere Fernwaffen auszuschalten, auch Untote schickten sie uns entgegen, um unsere Moral zu schwächen... alles sollte ihnen nicht helfen, die Disziplin der eigenen Truppen war beeindruckend und so erstickten wir jeden Ausfall bereits im Keim, die McQuays an der Seite der Kaotier immer an vorderster Fro nt. Immer wieder brandeten wir gegen ihre Mauern mit Sturmleitern an, doch hielten uns heißes Öl und höhere Mächte davon ab diese Mauern endgültig zu nehmen. An Männern waren wir den Barghanis überlegen, doch sie egalisierten diesen Vorteil durch massiven Einsatz ihrer schwarzen Blutmagie und den noch vorhandenen Mauern, hinter denen sie sich verschanzten... dieses Vorteil sollten wir doch durch zwei kriegsentscheidende Aktionen bald zu Nichte machen.

Zum einen gelang es uns ein Fass hochexplosiven Gemisch, welches unsere Alchemisten zusammengebraut hatten, vor das Haupttor des Forts zu rollen und dieses so in einem riesigem Feuerball verglü hen zu lassen. Zum anderen gelang es mir unter dem Schutz einiger anderen mutigen Krieger zwei riesige Bienenstöcke über die Mauern in das Lager der Elendigen zu schleudern und den Feind so endgü ltig aus ihrer Festung zu treiben... und dann kam es endlich zu der lang ersehnten Schlacht... zu den rhythmischen Klängen unserer Kriegstrommeln und den letzten Strahlen der untergehenden Sonne erwarteten wir die Barghanis nun auf dem Schlachtfeld...

Schon kurz nach Beginn der Schlacht war eines klar, so sehr sie uns auch über den ganzen Tag Widerstand hinter ihren Mauern leisten konnten, so waren sie uns doch in einer Schlacht a uf offenen Felde hoffnungslos unterlegen. Im Schatten meiner Kriegsaxt, die sich durch die vordersten Reihen der Barghanis senste, bewegten sich meine Männer geschickt Seite an Seite mit den Kaotier. Unsere Verluste waren gering und die Männer die fielen, wurden schnell von unseren Heilern und Feldscherern wieder geheilt, allen voran Gary, der nicht nur so manchen Barghani in die Flucht trieb, sondern auch die Zeit fand vielen Mitstreitern mit seinen geschickten Heilerhänden das Leben zu retten.

Wir trieben die Barghanis vor uns her und so dauerte die Schlacht nicht lange, noch bevor die Sonne unterging war der letzte Barghani auf dem Schlachtfeld gefallen oder hatte ihn fluchtartig verlassen... von den Heerführern des Feindes war schon lange nichts mehr zu sehen, sie hatten sich frühzeitig feige verabschiedet. Meine Axt trank das Blut unzähliger Feinde und bedurfte nach der Schlacht eines längerem Aufenthaltes bei einem Schmied....

Als die Schlacht ein Ende fand und das Adrenalin wieder nachließ zu fließen, da wurde mir schmerzlich bewusst, das ich eigentlich zu alt für diesen Mist geworden war, aber der Schlachtenmief hatte einmal mehr mich meine alten Knochen vergessen lassen und ich freute mich schon jetzt auf das Fest der Sieger mit Wein, Weib und Gesang, die Taverne des Heerlagers war mehr als gut besucht und wir vertrieben uns unsere Zeit unter anderem mit einheimischen Holzfällern beim Baumwerfen und Gesängen, welche die bösen Dämonen der Barghanis endgültig aus dem Land vertreiben sollten: "Nie wieder Düsterbrook... schalalalala...". So verging die Nacht mit einer Menge Spaß und am nächsten Morgen kehrten wir dann dem Lande Trawonien den Rücken, mit der Gewissheit, das wir so schnell nicht wieder einen Fuß in dieses Land setzen würden... es war an der Zeit im Kreise des Clans der verbannten McQuays neue Länder zu entdecken und neue Abenteuer zu erleben... doch dies soll an anderer Stelle berichtet werden...

Finley McQuay



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